Indische Miniaturen
Von Thomas Poeschel mit Illustrationen von Jaime de Jaime de Córdoba Benedicto
Carl von Imhoff, württembergischer Veteran des Siebenjährigen Krieges und ein bekannter Miniaturenmaler, schifft sich 1769 in Diensten der East India Company von Plymouth nach Kolkâtâ in Bengalen ein. Auf der Schiffspassage verliert – böse Federn schreiben „verkauft“ – er seine Frau an Warren Hastings, Indiens künftiges koloniales Ungeheuer. Imhoff nimmt es fatalistisch und zieht an den Weimarer Musenhof. Indien aber lässt seine Ex-Frau, Sohn und Enkel nicht mehr los. Die Geschichte des deutschen Barons Carl von Imhoff, Marian de Saint Valentin und Warren Hastings dreht einige Runden in der Literatur, zum Beispiel bei Macaulay, Feuchtwanger und Brecht.
Welche moderne Scheidungsgeschichte bietet mehr?
PalmArtPress Berlin, 120 Seiten, 2025, 978-3-96258-209-8
Bohème, Revolte und Exil
Die Odyssee der Geschwister Olden
Thomas Poeschel
Das Schicksal eines Geschwistertrios - eine ganze Epoche spiegelt sich im Leben von Ilse, Balder und Rudolf Olden
Die Mutter entstammt einer vielköpfigen Schauspielerdynastie, der Vater kommt aus einer gutsituierten und weit verzweigten jüdischen Familie. Bekannt waren sie mit zahlreichen Prominenten aus Kultur, Politik und Publizistik. Als prominente Hitlergegner sind die drei Geschwister Olden gezwungen, sofort nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten ins Exil zu gehen.
Balder Olden (1882-1949), vor 1933 vielgelesener Schriftsteller, ist in den Jahren des Exils in der Tschechoslowakei, Frankreich, Argentinien und Uruguay mit fast allen bedeutenden Emigranten in Europa und Amerika verbunden.
Sein jüngerer Bruder Rudolf Olden (1885-1940), als freisinniger Journalist und Jurist ein entschiedener Gegner des aufkommenden NS, hat 1931 die Verteidigung von Carl von Ossietzky übernommen. Im britischen Exil verfasst er scharfsinnige Analysen zur internationalen Politik und widmet sich zahllosen Rettungsaktionen von politisch Verfolgten. Er kommt ums Leben, als das Schiff, das ihn nach Kanada bringen soll, von einem deutschen U-Boot versenkt wird.
Die durch Heirat begüterte Schwester von Balder und Rudolf, Gräfin Ilse Seilern (1880-1974), setzt in der Schweiz alle Hebel in Bewegung, um den Brüdern und vielen ihrer Schicksalsgefährten das nackte Überleben zu ermöglichen.
382 S., 40 z.T. farb. Abb., geb., Schutzumschlag, 14 x 22,2 cm
ISBN 978-3-8353-5624-5, 2024, Wallstein Verlag
»Der Autor (erstellt) nicht nur lebendige Charakterbilder dreier Persönlichkeiten, sondern es gelingt ihm auch eine differenzierte Gesamtschau auf die ersten (…) Jahre der Belle Époque und des Wilhelminischen Kaiserreichs«
Inge Hagen, Buchprofile/medienprofile, Jg. 69/2024
„Diese faszinierende Biographie der Geschwister Olden steht für zahlreiche andere Schicksale von bedeutenden Intellektuellen, die von der NS-Herrschaft in ein immer neu bedrohtes Exilleben vertrieben wurden. "Die in ihren persönlichen und politischen Anschauungen eng, wenn auch widersprüchlich zueinander stehenden Geschwister repräsentieren auf außerordentliche Weise die europäische und amerikanische Zeit- und Exilgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts." (S. 7) So beschreibt der Autor im Vorwort sein Buch treffend. [...] So werden die Kolonialverbrechen in Afrika und Südamerika genauso beschrieben wie die zahlreichen Entführungen und Auftragsmorde der Gestapo im Ausland (u.a. in der Schweiz und London 1935). Auch eine interessante zeitgeschichtliche Facette stellt das Verhältnis Mussolinis zu Stalin dar [...] Die italienischen Faschisten bombardierten Spanien im Bürgerkrieg schon vor Guernica 1937. Auch vermittelt der Autor bisher wenig Bekanntes zum Wirken des US-Amerikaners Varian Fry, dem es unter ständiger Bedrohung gelang, 3000 hochgefährdete Intellektuelle vor dem tödlichen Zugriff der Gestapo und der Vichy-Polizei in Frankreich zu retten.“
Jörg Raach, Kulturmagazin "Kunstundmedien" Berlin
Telegramm Margaret Kershaw, Paris, an Ilse Comtesse Seilern, Lausanne, 10.6.1940
Geisterwand
Thomas Poeschel
Gebunden, 256Seiten, 2024
ISBN: 9783910431386 , Moloko Print, 2024
"Die ‘Geisterwand’ beginnt in der katalanischen Abgeschiedenheit und führt uns quer durch China in die mongolischen Steppen. Ein Kind lauscht Erzählungen, die es in die Welt hinausziehen. Wüssten wir von all den Verwicklungen, die uns das Leben zuteil werden lässt, würden wir es dann noch aufnehmen mit unserem Schicksal? Welche unwägbaren Götter fabrizieren das unentwirrbare Gespinst unserer Lebensfäden?
Aber was würden wir ohne sie tun? Welche Geschichten gäbe es zu erzählen? Wie weit entfernt liegt der ‘Platz des himmlischen Friedens’ von all den anderen Schlachtfeldern? Die Schatten der Geschichte springen mühelos über die Jahrhunderte und Kontinente. Auf der Spur der Erzählung nehmen sie Gestalt an, tauchen aus dem Nebel auf, stehen vor Grenzen, reisen unter falschem Namen. Die Erzählung entreißt sie dem Vergessen. Indem sie zu uns sprechen, bleiben die Dinge nicht weniger rätselhaft. Und von weitem grüßt Candide über alle Trümmerfelder und Verblendungen hinweg."
Nicolas Humbert
Der Nestor
Thomas Poeschel
Eine fesselnde Hommage an Erwin Poeschel
Nicht ohne Grund war Ernst Poeschel über viele Jahre der Doyen der schweizerischen Kunstwissenschaft. Sein siebenbändiges Werk Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden bescherte ihm landesweite Bedeutung und gilt in Fachkreisen noch heute als ein an Scharfsinn und Ausführlichkeit unübertroffenes Werk.
Weniger bekannt ist, dass der gebürtige Allgäuer 1913 wegen einer Lungentuberkulose nach Davos übersiedelte und dort zusammen mit seiner Frau Frieda die Pension «Stolzenfels» führte (bis 1928), wo er sich unter anderen mit den Schriftstellern Klabund und Jakob Wassermann anfreundete. Es war eine Zeit, in der Poeschel lebenslange Freundschaften schließen konnte – die treuste und unverbrüchlichste mit dem Bündner Maler Augusto Giacometti. Die zahlreichen Auszüge aus Briefwechseln zwischen Erwin Poeschel und unterschiedlichsten Künstlerpersönlichkeiten machen das Buch «Der Nestor» zur faszinierenden Hommage auf diesen bekannten Unbekannten.
Gebunden, 240 Seiten
mit 17 Abbildungen in schwarz-weiß
ISBN: 978-3-906065-98-4, Elster Verlag Zürich, 2017
Verfolgung - Vertreibung - Gedächtniskultur
Tagungsband der Internationalen Konferenz des Tschechischen Zentrums des Internationalen PEN Club
ISBN 978-80-908048-0-7 - Ein PDF kann direkt beim Autor angefordert werden.
Die Madonna mit dem Fisch
La Virgen del Pez
Thomas Poeschel
Erinnerungen eines Meisterwerks der Renaissance
»Die Madonna mit dem Fisch« ist eines der großen Meisterwerke der Renaissance des Künstlers Rafael Santi. Thomas Poeschel verleiht der Madonna eine Stimme, indem er sie über ihr jahrhundertelanges Leben berichten lässt. Ein Leben, das gleich einer Reise durch verschiedene Epochen führt und Einzelschicksale ebenso beleuchtet wie historische Ereignisse. In diesem Rückblick muss sich die Madonna auch mit ihrer eigenen Identität auseinandersetzen.
Illustrationen von Jaime de Córdoba
Spanische Übersetzung von Claudia Isa Baricco
ISBN 978-3-99018-489-9, Bucher Verlag Hohenems, 2019
"Das Buch hat mir gut gefallen. Die Vergangenheit ist ein dunkel romantisches Zuhause, das hast Du gezeigt, das es zu entdecken gilt. Mit der flackernden Kerze in der Hand, die jederzeit wieder erlöschen kann ...
Natürlich ist eine schöne Madonna jede innere und äußere Reise wert." Johannes Muggenthaler
Reflexionen eines einäugigen Kameramannes
Thomas Poeschel
Licht und Schatten der Welt in kunstvoller Reflexion
In mehreren Erzählungen führt der einäugige Kameramann die Leser in die Welt der Bilder und Filme, wie sie vor dem Zeitalter der Digitalisierung herrschte und hält aus diesem Blickwinkel dem digitalen Fortschritt einen Spiegel vor. Die dabei aufgeworfenen Fragen gehen weit über die Aspekte der technischen Entwicklungen hinaus, sie zeigen einen lebenden, doch immer stärker begrenzten Schaffensprozess aus Licht und Schatten und münden in der Spiegelung essentieller gesellschaftlicher Zustände.
Thomas Poeschel
ABRAXAS. HÖLLEN-SPECTACULUM
Ein zeitgeschichtliches Libretto des deutschen Nationalmythos
von Heinrich Heine bis Werner Egk
»Es ist ein ganz und gar originelles Buch, das, ausgehend von Heinrich Heine und seinem 1847 für London geschriebenem ›Abraxas‹-Libretto, ein ungeheuer komplexes Netzwerk über den Stoff als Spiegel der historischen Verhältnisse in Frankreich, Deutschland und Europa (mit Seitenblicken auf Amerika) und den Nachwirkungen des sogenannten Münchner ›Abraxas‹-Skandals bis ins Jahr 1997 (200. Geburtstag von Heine) ausbreitet. Es ist nicht zuletzt eine Reflexion des Autors – sehr im Sinne Heines – über die bleiernen Jahrzehnte der deutschen Nachkriegs-Restauration während der Adenauer- und Kiesinger-Ära nach dem Zweiten Weltkrieg.
Im Mittelpunkt steht die Kreation der Münchner ›Abraxas‹-Uraufführung mit Werner Joseph Mayer (alias Werner Egk) und Marcel Fenchel (alias Luipart) als Protagonisten – nicht zu vergessen schliesslich Dr. Alois Hundhammer, den bayerischen Kultusminister. Aber Poeschel holt viel, viel weiter aus, und so kommen die Ballets Russes von Diaghilew samt ihren Nachfolgeorganisationen, besonders das Ballet Russe de Monte-Carlo mit Massine und René Blum, aber auch das KDF-Ballett Derra de Morodas ins Spiel, die deutsche Besatzung von Paris mitsamt der Salon-Hautevolée um Lifar, der Münchner Ballett-Neubeginn nach 1945 mit dem Orlikowsky-Thriller des Mordanschlags auf Kölling und die Tournee-Kompanie mit Helge Pawlinin. Luiparts Karriere und seine ›Abraxas‹-Originalchoreografie erfahren eine geradezu apotheotische Verklärung – Egks hemmungsloser kulturpolitischer Opportunismus eine ebenso gnadenlose Verdammung (wie sie Heine nicht ätzender formuliert hätte). Nun bilde ich mir ein, eine Menge über die deutsche und internationale Ballettszene zu wissen – nicht über den originalen Münchner ›Abraxas‹, doch von der Berliner Einstudierung von Janine Charrat an. Gleichwohl macht mich Poeschel immer wieder staunen über die vielen zusätzlichen Informationen, die er ausgegraben hat – nicht zuletzt darüber, dass Goebbels und Göring nach dem Endsieg Les Ballets de la Nouvelle Europe planten mit Residenz in der Berliner Kroll-Oper (die genau dem heutigen Reichstag gegenüber lag). Schliesslich war ich verblüfft, über die Parlaments-Debatte im Anschluss an den ›Abraxas‹-Skandal zu lesen – viel zu ausführlich, wie ich meine, aber staunend über das Niveau, auf dem debattiert wurde. Ich meine, in der ganzen deutschen Parlamentsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg – weder in München noch in Bonn oder Berlin - ist je wieder auf diesem Niveau über Kulturpolitik diskutiert worden.
Um so erstaunlicher, dass das Erscheinen dieses singulären Buches so total ignoriert worden ist – dass man fast auf den Gedanken kommen könnte, es sei bewusst boykottiert worden.«Horst Koegler, koeglerjournal, Stuttgart, 09.09.2004
ISBN: 9783933471208, Hentrich & Hentrich, Berlin 2002